Auf die Weinmesse gehen wir jetzt schon seit…seit… ich weiß, nicht jedenfalls schon ziemlich lange und haben einiges miterlebt. Unser Weinhändler schickt uns seit vielen Jahren Freikarten, so dass wir immer umsonst reinkommen. Im Gegenzug bestellen wir aber auch sehr ordentlich bei ihm. Aber über unseren Weinkonsum werde ich hier weiter kein Wort verlieren, sonst kommt noch ein falscher Eindruck auf.
Die Messe hat bis vor einigen Jahren im Rathaus Schöneberg stattgefunden. Mit stetig zunehmender Anzahl an Ausstellern und positiver Resonanz der Besucher wurde es hier aber irgendwann zu eng. Zudem soll es ab und an zu Malheurs gekommen sein, weil auch das eine oder andere Glas von der Empore gefallen und der Inhalt sich über die Häupter der Weinverliebten ergossen hat…
Dann folgte das Flughafengebäude Tempelhof und schließlich der Hangar 7. Darüber muss man nicht viele Worte verlieren. Mit dem Hangar 7 waren die Platzprobleme endgültig gelöst. Aber das Ambiente war dem kultivierten Weingenuss natürlich nicht unbedingt förderlich. Bevor sich der erste Schwips einstellte, war es zudem auch recht kalt bedingt durch die hohen Decken.
Dieses Jahr nun fand die Messe an der STATION-BERLIN statt. Direkt am Gleisdreieck. Wir sind mit der U2 hingefahren (und auch später zurück. Ein Auto hätten wir wirklich nicht nehmen konnten, aber ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass wir trotz unseres Pegels auch bei den allfälligen Kurven- und Bremsmanövern nicht ins Taumeln gekommen sind – im Gegensatz zu vielen anderen U-Bahn-/Weinliebhabern, die durchaus Körperbewegungen zeigten, die an Matrosen bei schwerem Seegang erinnerten).
Man hat gleich gemerkt, dass die STATION die Messe zum ersten Mal austrug. Die Organisation ließ etwas zu wünschen übrig, die Garderobe und Gläserausgabe schienen überfordert. Weiterhin sollte sich später herausstellen, dass das Messegelände recht unübersichtlich angeordnet war und wir uns mehrmals verirrten, was tatsächlich an der besagten Unübersichtlichkeit lag und nicht etwa an den ersten uns zu Gemüte geführten Weinproben, wenngleich letztgenannte den Tatbestand sicherlich gefördert haben dürften.
Aber getreu dem Motto Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul ließen wir uns von den leichten organisatorischen Schwächen nicht die Laune vermiesen, gaben unsere Jacken und Mäntel ab und holten uns die ersten Gläser des Tages, die mit einem Pfand von jeweils 5 Euro belegt waren, ganz wie im Vorjahr. Weiterhin bekamen wir ein Buch mit Informationen zu den Ausstellern.
Vor uns tat sich ein herrliches Reich auf: Hunderte Stände mit köstlichen Weinen. Und teilweise gepfefferten Preisen, aber ich gönne das den fleißigen Winzern, die ja auch erstmal von zumeist Süddeutschland und häufig auch Österreich nach Berlin kommen mussten! Daneben gab es Stände mit allerhand kulinarischen Köstlichkeiten von herzhaftem Käse, über burschikose Wurst bis hin zu edlen Schokoladen. Natürlich lag für die eher spartanisch gesinnten Genießer (man will ja den Gaumen sauber halten!) Fladenbrotstreifen an nahezu allen Ständen bereit.
Wir sind da weniger puristisch und nach den ersten kleineren Proben, stellte sich auch direkt der berühmte Alkohol Hunger ein und wir hielten uns an den herzhaften Leckereien schadlos.
Wir probierten unsere Favoriten, aber auch für uns eher neue Sorten. Denn wenn man mal einen bis dahin unbekannten Tropfen kosten will – wann ist der richtige Zeitpunkt, wenn nicht eben gerade auf einer solchen Messe. Die Messe ist auch für die Aussteller eine sehr gute Gelegenheit die Leute von ihren Weinen zu überzeugen, denn viele von ihnen verfügen nicht über Vertretungen in Berlin, sondern nur über online-Shops. Da heißt es dann also: Heute kosten, morgen in den virtuellen Einkaufswagen schieben. Ganz blind möchte ich nämlich keinen Wein kaufen.
Interessant waren auch die vielen kleinen Stände, an denen Schnäpse verköstigt wurden. Wir waren da aber eher zurückhaltend, denn ich jedenfalls vertrage Mischungen dieser Art nicht, auch wenn die Probenmengen entsprechend klein sind.
Etwas kompliziert gestaltete sich die Suche nach den Toiletten, die sehr mangelhaft ausgeschildert, dafür aber sauber und reinlich waren – jedenfalls zu der eher frühen Stunde, zu der wir die Messe besuchten. Später mögen sich die Zustände verschlechtert haben. Mit einem Zacken in der Krone nimmt eben die Treffsicherheit ab (Scherz!).
Auch dieses Jahr hat sich der Messebesuch für uns gelohnt. Wir hatten eine interessante Zeit, haben viele unterschiedliche Weine probiert, einige gute Flaschen mitgenommen und auch die eine oder andere weinselige Bekanntschaft gemacht.
Für uns wird es auch in 2016 wieder heißen: Auf zur Weinmesse!