Ins Ballett mit meinen beiden Enkel Kindern! Opa, schläft Dornröschen immer noch? Nein, meine Kleine, bei dieser großartigen Vorstellungen wäre sie sofort aus ihrem Dornröschen-Schlaf erwacht!
Doch der Reihe nach: Jedes Jahr fallen russische Ballett Truppen gleich im Dutzend in Berlin ein, hauptsächlich um die Winterzeit. Man kann Glück haben oder eben auch viel Pech und Zeit und Geld in den Sand setzen. Das nennt man wohl russisches Roulett. Letztes Jahr hatte ich mit dem Nussknacker ziemlich daneben gelangt und gegen den ausdrücklichen Rat von Bekannten Karten gekauft.
Man muss auch sagen, dass es schwierig ist, die Spreu vom Weizen zu trennen, wenn man nicht gerade jemanden kennt, der die Veranstaltung schon gesehen hat. Denn die Ensembles tragen alle so dick auf mit ihrem Namen. Es ist immer gleich das „russische Staatsballett“, die „nationale Theatergruppe“, „Zarenchor“ und so weiter. Leider kann die künstlerische Darstellung häufig nicht mit dem klingenden Namen mithalten.
Dieses Jahr sollte zum Glück alles gut laufen.
Die Aufführung fand in der Urania statt. Die Preise waren sehr happig, dafür kamen die Kinder vergünstigt rein. Wir hatten am Vorabend noch einmal Grimms Märchen rausgeholt und gemeinsam Dornröschen gelesen, um uns einzustimmen und die Handlung noch besser zu verstehen. Es ist sehr wichtig, dass Kindern möglichst früh nicht nur Märchen vorgelesen werden, sondern sie auch in Berührung mit Musik und Schauspiel kommen, um die künstlerische Seite möglichst früh in ihnen zu erwecken.
Mich selbst begleitet die Musik seit ich klein bin. Ich war voller Vorfreude, endlich in den Genuss des Originals zu kommen. Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht, ja sogar übererfüllt. Es war einfach nur wunderschön, von einzigartiger Grazie und Eleganz. Meine Enkel haben den Mund kaum noch zubekommen als die Tänzerinnen mit einer fast schon übermenschlichen Leichtigkeit durch den Raum zu schweben begannen. Ja sie schienen wirklich zu schweben wie an unsichtbaren Fäden durch die Luft gezogen. Da habe ich sogar meinen Hintern vergessen, der zu Beginn etwas schmerzte, weil die Polsterung der Sitze zu wünschen übrig ließ.
Die Musik von Tschaikowsky muss einfach jedes Herz höher schlagen lassen, vor allem wenn sich die bewegende Handlung mit einer so gelungenen Umsetzung verbindet. Wir waren alle wie in Bann gerissen, nicht zuletzt von der Primaballerina und ihren Kunststücken.
Der Moment, wo Dornröschen schließlich wachgeküsst wird, war fast ein wenig traurig. Zu gerne hätte ich noch mehr von dieser Darbietung bekommen.
Die Kinder hats auch gefallen und haben fast noch den Opa beim Klatschen übertönt. Zum Glück habe ich noch größere Hände.
Wir gehen nächstes Jahr wieder hin.
Von Franz