Wer ist nicht bereits fluchend und genervt mit Rollkoffer oder Kinderwagen in holprigen schlaglochreichen Straßen hängen geblieben. Im Bahnhof oder der U-Bahn ist gerade der Aufzug in Reparatur oder die Rolltreppe im Tiefschlaf. Im Gegensatz zu Rolltor bzw. Rollstuhlfahrern, können wir erleichtert nach Ablauf der Fahrt zum Freund oder zur Kita den Rollkoffer in den Keller und den Kinderwagen in den Hausflur schieben.
Menschen, auch jüngere, die Rollatoren benötigen – und es werden immer mehr – sind auch zum Toilettengang auf ihre Gehhilfe angewiesen. Selbst in einer modernen Stadt wie Berlin stellen sich tägliche Stolpersteine zwischen den Rollator. Da muss selbst ein Kinobesuch geplant und überlegt sein.
Es gibt in Berlin 285 Kinos verteilt von Adlershof bis Zehlendorf. Darunter die technisch einwandfreien Kinos von „CineStar“, „Cinemax“, „ Yorck Kinos“, „UCI Kinowelt“ etc. , die zwar Popcorn riechend im Gegensatz zum alten Kiezkino kalten Flughafen Charme verbreiten, dafür in der Regel über einen barrierefreien Zugang für Rollstuhlfahrer verfügen. Natürlich auch über bequeme kuschelrote Kinositze für ihre Besucher.Das Kinopersonal ist in der Regel hilfsbereit und packt auch mal zum Tragen des Rollators über ein paar einzelne Stufen mit an. Es gibt zum Teil extra Eingänge oder Aufzüge für Rollis.
In der Kulturbrauerei gibt es sogar in dem großen Kino eine gesamte Reihe mit Stellplätzen für Rollstühle und Rollatoren und auch die normale Begleitperson genießt hier eine besondere Beinfreiheit. Manche Kinos wie das CineStar Cubix am Alex dürfen sich sogar mit dem seit dem Jahr 2007 vergebenen Preis Aktion “Berlin barrierefrei”, einer Initiative des Landesbeauftragten und der Bezirksbeauftragten für Menschen mit Behinderung sowie der Behindertenbeiräte von Berlin, schmücken. Das heißt, alle Säle sind barrierefrei zu erreichen.
Zur Hilfe gibt es auch diese Webseite, wo die barrierefreien Kinos in Berlin aufgelistet sind. Die Yorckkinos sind fast alle behindertengerecht oder rollstuhlzugänglich. Hinweise zu jedem einzelnen Kino der Yorckfamilie auf der Web Seite. Bei den Yorckkinos und Cinemaxx sind Hinweise sofort auffindbar, auf einigen der anderen Kinowebseiten ist der Cola Preis leichter zu finden als hilfreiche Informationen für Menschen mit Handycap.
Schwieriger wird es bei manchen älteren historischen Kinos. Beispielsweise hat das denkmalgeschütze Haus im Hackischen Höfe keinen Fahrstuhl, hier muss man auch als normal Beweglicher keuchend die fünf Stockwerke über die steilen Treppen erklimmen. Mit einem Rollator und einer anpackwilligen Begleitperson, kann so zwar manches Hindernis überwunden werden. Doch Rollstuhlfahrer sollten sich vor dem Kinobesuch unbedingt über den barrierefreien Zugang informieren.
Finanziell erweist sich die Behinderung oftmals als Vorteil, sofern man im Besitz des Schwerbehindertenausweises B (mit Begleitung) ist. Wo das normale Kino bis 10 Euro außer an Kinotagen zu Buche schlägt, kommt die Begleitperson kostenlos ins Kino. Teilt man sich dann den Preis, ist das eine fantastische Ersparnis, besser als jeder Kinotag. Deswegen rate ich allen B Ausweis Besitzern nicht im heimischen Wohnzimmer vor dem heimischen Bildschirm zu versauern, sondern mit einer Begleitung in die Kinos zu rollen und dieses Angebot zu nutzen. Denn auch ein sehenswerter Film wird im Kino zum Erlebnis, auf der Groß Leinwand im Dolby Sound mit einem Becher salzigem Popcorn leerend im Riesenkinosaal schaut, dass man sich dank der Preisersparnis leisten kann.
P.S. auch der mieseste Film ist bei dem günstigeren Eintritt verschmerzbar.
Eine gute Preisübersicht findet Ihr hier: http://www.kinotag.de/Kino/Berlin/Schwerbehinderte
Minka